![]() Wolf Matthes
Engoben. Koblenz. Erscheint ca. Oktober 2006, ca. 300 Seiten, 400 farbige Abbildungen. Diagramme Format 220 x 260mm ISBN: 978-3-936489-12-5 Bestellen / Order
Nach einer generellen Einführung und einem historischen Überblick über die Verwendung von Engoben in der Geschichte der Keramik werden die typischen Eigenschaften (im rohen, getrockneten und gebrannten Zustand) von 8 Engobegruppen für die verschiedenen Keramikgattungen (z. B. Raku, Irdenware, Steinzeug, Baukeramik, Porzellan etc.) und die unterschiedlichen Brenntemperaturbereiche eingehend erläutert. Die praktische Arbeit mit Engoben (Rohstoffe, Herstellung) von Engobeschlickern, Auftragsverfahren, Dekortechniken, Brennverfahren, Prüfmethoden etc.) wird ausführlich behandelt, sowie die möglichen Engobefehler. Ein Sonderkapitel über Tonminerale, Tone und deren Eigenschaften und ein ausführliches Glossar runden den Text ab, der im Literaturverzeichnis die vielen Hinweise auf Quellentexte und weitere vertiefende Darstellungen auflistet. Eine umfangreiche Rezeptsammlung ist hilfreich.
Inhalt Vorwort/Danksagung 1. Einführung: Abgrenzungen/Definitionen - Engobearten und -unterschiede - Engobeeigenschaften, Problematik keramischer Überzüge - Vor- und Nachteile bei der Verwendung von Engoben 2. Historische Beispiele für die Engobenverwendung: Frühe Bemalungen - Ostasien, Orient, Mittelmeerraum, Mitteleuropa Klassische und römische Terra sigillata Präkolumbisches Amerika, Pueblo Klassisches Korea, Japan, China Europäische Irdenware, Fliesen und Kacheln, Wedgwood Halbfayence -typische Dekore 3. Engobearten und ihre Besonderheiten: Normale Tonengoben Sinterengoben Engoben für den Salzbrand Engoben für den Rakubrand Verlorene Engobe Glanztonengoben Porzellanengoben Behaut- und Belagsmassen, Einlegemassen Schutzengoben Engoben für spezielle baukeramische Produkte 4. Herstellung von Engobeschlickern und -überzügen: Rohstoffe und Rohstoffauswahl Aufbereiten und Mischen Färben Auftragen Brennen Untersuchungen und Prüfverfahren Nachbearbeitung Engobe und Glasur 5. Dekorverfahren: Tauchen und Schütten Spritzen Ausspartechniken/Schablonentechnik Pinseldekore/Malhorndekore Marmorieren Reliefieren Drucktechniken Sgrafitto- und Ritztechniken 6. Engobefehler: Ursachen Vorsorgliche Vermeidung Beseitigung/Abhilfe 7. Rezeptsammlung: 8. Anhang: Glossar/Literaturliste/Index Umschlag bzw. Einbandabbildungen: Rita Ternes Frontispiez: Historisches Stück mit Marmordekor oder Federzugdekor Ca. 75 bis 90 Farbabbbildungen unterschiedlichen Formats Textprobe: 1.1. Arten von Engoben Engoben, Angüsse oder Begüsse sind in der Regel tonige Überzüge, die den darunterliegenden Scherben verdecken, seine Oberfläche zugleich glätten und ihr eine andere Farbe verleihen sollen, als es allein durch die Brennfarbe der Scherbenmasse möglich wäre. Sie sind oft der passende Untergrund für weitere andersfarbige Bemalungen. So lassen sich auch unreine und missfarbene Tonmassen zu anspruchsvolleren Produkten gebrauchen. Die gebrannte Oberfläche ist matt. Meistens sind diese Engobeüberzüge noch mit einer transparentfarblosen Glasur überglasiert, um den porösen Untergrund abzudichten (bei Irdenware und Halbfayence) und die Farben kräftiger und leuchtender zu machen. Sinterengoben sind tonartige Überzüge, die leichter und bei niedrigerer Brenntemperatur dicht sintern als der Scherben, der diese Überzüge trägt. Sie ergeben eine härtere und kratzfeste Oberfläche, die meistens erheblich weniger porös als der Scherben oder fast dicht ist. Auch sie können eine andere Oberflächenfarbe erzeugen und oft auch einen gewissen sanften Glanz zeigen. Sie tragen und benötigen in der Regel keine zusätzliche Glasur. Glanztonengoben ("Terra sigillata") sind extrem feinteilige tonige Überzüge, die auch ohne Politur eine seidenglänzende Oberfläche erzeugen können. Sie werden üblicherweise niedrig gebrannt (maximal 1050 bis 1100° C) und sind porös bis nahezu dicht. Sie werden in sehr dünner Lage aufgetragen und haben einen sehr angenehmen optischen wie haptischen Reiz. Engoben für den Salzbrand erzeugen zusammen mit der Anflugglasur (aus Kochsalz, Soda, Borax oder Natriumhydroxid eine reizvolle und interessante Oberfläche bzw. Färbung. Behaut- und Überzugsmassen sind Engoben, die in eher sehr dicker Schicht, oft pastos, aufgetragen werden und die vielfach auch aus mageren, nichttonigen Rohstoffen gemacht werden können bzw. aus Mischungen der verschiedenen Tone und anderen Rohstoffen. Sie können sowohl glatte wie auch rauhe Oberflächen erzeugen und Untergrund für spezielle Glasuren sein. Porzellanengoben sind solche, die für einen Porzellanscherben bestimmt sind und/oder aus Porzellanmasse hergestellt werden. Sie haben als schneeweiße Engobeschicht den Vorteil einer sehr großen Brennschwindung, werden üblicherweise dicht gebrannt und ergeben wegen ihres großen Glasphasernanteils mit Farbpigmenten leicht die kräftigsten und klarsten Färbungen. Schutzengoben und -anstriche sollen den keramischen Scherben vor äußeren Einflüssen schützen, vor allem Brennhilfsmittel oder Ofenauskleidungen vor dem Angriff ablaufender Glasurschmelzen, Ofengase oder Anflügen verdampfender Salze. Verlorene Engoben sollen nur temporär haften und werden nach dem Brennen wieder entfernt. 1.2. Allgemeines zu keramischen Überzügen Alle Überzüge auf keramischen Scherben sind stets im Zusammenhang mit dem sie tragenden Untergrund und dessen Eigenschaften zu sehen. Sie schaffen grundsätzlich vier neue Problembereiche, deren Fragestellungen am besten zuvor abgeklärt werden sollten: 1.Welche Schichtdicke des Überzugs ist nötig bzw. gewünscht? Mit welcher Auftragstechnik ist diese zu erreichen und welche kann ich anwenden? Welcher Auftragszeitpunkt im Herstellungsverlauf ist zu wählen? Sind die Gerätschaften für das Auftragsverfahren vorhanden und welche brauche ich überhaupt dafür? Wer übernimmt das Auftragen? Wer hat darin genug Übung? Sind Zeit-und Arbeitsaufwand nicht zu groß? 2. Ist eine richtige Aufbereitung der Überzugsschlicker und -massen (Glasuren wie Engoben) gewährleistet und wie muss diese erfolgen? Wie erreiche ich die richtige Konsistenz und Korngrößenverteilung (Mahlfeinheit) der Masse? Welches Aufbereitungs verfahren kann gewählt werden? Welche Probleme könnten beim Hantieren mit Tonen, Rohstoffpulvern, Pigmenten, Oxiden, Schlickern und deren Aufbewahrung auftauchen? Wie sind Recycling oder Abfallentsorgung zu behandeln? Welche Rohstoffe sind unumgänglich nötig und welche wahlweise benutzbar? Spielt der Preis (die Kosten für Rohstoffe) der Überzugsschicht eine Rolle? 3. Wie erreiche ich die nötige oder gewünschte mechanische und chemische Widerstandsfähigkeit und die optische wie haptische Qualität der Überzugsschicht? Allein mit einer Engobe, mit Engobe und Glasur oder nur mit einer Glasur? Welche Wechselwirkungen zwischen Scherben, Engobe und Glasur könnten positive oder negative Auswirkungen haben? Braucht der Engobeüberzug eine mechanische Bearbeitung nach dem Auftrag oder nach dem Brand? Kann ich die nötige Brenntemperatur erreichen bzw. anwenden oder ein besonderes Brennverfahren benutzen? 4. Wie erreiche ich das Haften der Überzugsschicht auf dem Scherben, und zwar direkt beim Auftragen, während und nach dem Trocknen, beim Aufheizen und Brennen sowie auf Dauer nach dem Brand bei der oft jahrelangen Benutzung? Dabei ist ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Glasuren und Engoben zu konstatieren und zu berücksichtigen: Obwohl wir beide meistens als wässrige Suspensionen von Feststoffen - also mehr oder weniger dickflüssige Schlicker - benutzen, weist eine Glasur in der Regel eine sehr geringe Trockenschwindung oder auch gar keine auf und zeigt auch kaum eine Brennschwindung, weil ihre Rohstoffe fast ausschließlich unplastisch und wenig quellfähig sind. Deshalb müssen wir sie üblicherweise auch auf einem Scherben auftragen, der keine Trockenschwindung mehr hat. Also auf einen bei niedriger Temperatur vorgebrannten - geschrühten - Scherben. Glasurschlicker geben beim Auftragen ihr Anmachwasser relativ schnell an den porösen Scherben ab. Sie haften im ungebrannten Rohzustand relativ schwach auf der Scherbenoberfläche, verbinden sich aber im schmelzflüssigen Zustand sehr fest und intensiv mit der Unterlage. Engobeschlicker sind üblicherweise aus den sehr feinteiligen, oft quellfähigen natürlichen Tonen hergestellt und haben deshalb, wie die Arbeitsmassen für den Scherben, oft große Trockenschwindungswerte und merkliche bis starke Brennschwindung (abhängig von der Höhe der Brenntemperatur). Sie sollen mit ihrer Unterlage gemeinsam beim Trocknen und Brennen kleiner werden (schwinden) und werden deshalb besser auf den rohen, ungebrannten Scherben aufgetragen. Sie geben dann ihr Anmachwasser nur langsam an diesen nicht sehr saugfähigen Untergrund ab; dieÜberzugsschicht bleibt viel länger nass bzw. feucht, also weich. Die Engobeschichten sollen möglichst eine geringfügig größere Trocken- und Brennschwindung haben als ihre Unterlage, damit sie auf Dauer haften. Sind ihre Schwindungswerte geringer als die des darunterliegenden Scherbens, wird die Gefahr des Abblätterns beim Trocknen und des Abplatzens nach dem Brand größer. Engobeüberzüge haften deshalb meistens schlecht bei Auftrag auf einen geschrühten Scherben. Glasurschichten haften deshalb schlecht bei Auftrag auf einen rohen ungebrannten, eventuell sogar noch nicht trockenen Scherben. Generell gilt aber: je langsamer ein wässriger Schlicker als Überzugsschicht sein Anmachwasser an die Unterlage abgibt bzw. es sonstwie verliert, desto größer ist die Haftfestigkeit auf der Unterlage (von extremen Schwindungsunterschieden abgesehen). 1.3 Warum überhaupt Engoben? Autorenporträt: Der Autor war als Geselle in der handwerklichen Töpferei tätig und als Keramik-Ingenieur in der grobkeramischen Industrie. Danach war er über 25 Jahre lang Fachlehrer für Keramische Technologie, Glasur- und Masseentwicklung, Prüf- und Untersuchungsverfahren, sowie Gefäßgestaltung an den Staatlichen Fachschulen für Keramik-Gestaltung und -technik in Höhr-Grenzhausen. Er hat heute noch einen Lehrauftrag an der Fachhochschule Koblenz-Institut für Künstlerische Keramik und Glas. Der Titel "Keramische Glasuren" ist 1990 in spanischer Sprache bei Omega/Barcelona erschienen und 2002 bei Eyrolles/Paris in französischer Sprache. |